Am 9. November 1989 wiederholt  Ignatz Bubis die Rede des Bundestagspräsidenten Dr. Philipp Jenninger vom 10. November 1988 in einer Frankfurter Synagoge

Ignatz Bubis hatte die Ansprache von Bundestagspräsident Philipp Jenninger vom 10. November 1988 als durchaus zutreffende Beschreibung des Mitläufertums verstanden. In seiner Auffassung wurde er bestätigt durch die gelassene bis zustimmende Reaktion auf den gering modifizierten Jenniger-Text am 9. November 1989

 

Textarchiv der Berliner Zeitung, 01.12.1995
URL: http://www.BerlinOnline.de/wissen/berliner_zeitung/archiv/1995/1201/kultur/0098/index.html
 

Keiner hat was gemerkt

Bubis eröffnet: Ich wiederholte die Jenninger-Rede

Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, hat die umstrittene Bundestags-Rede Philipp Jenningers (CDU) zur Reichspogromnacht aus dem Jahre 1988 ein Jahr später in einer Frankfurter Synagoge als seine Rede faktisch wiederholt. Diese überraschende Eröffnung machte Bubis am Mittwoch in Hamburg vor Zuhörern der Reihe "Gegenbühne - Hamburger Kulturgespräche". Im Zusammenhang mit dem Thema der Veranstaltung "Trauer oder Pflichtübung - Was haben die Gedenkveranstaltungen 1995 verändert?" diente dieser Vorfall Bubis als Beleg für selektive Wahrnehmung und politisches Lagerdenken. Er habe die Ansprache, die seiner Meinung nach in einer Überreaktion zum Rücktritt des damaligen Bundestagspräsidenten führte, als durchaus zutreffende Beschreibung des Mitläufertums verstanden.

Bestätigt werde er darin durch die gelassene bis zustimmende Reaktion als er selbst den gering modifizierten Jenniger-Text am 9. November 1989 sprach. "Ich habe damals nur einige minimale Wendungen Jenningers weggelassen und wollte mal die Reaktionen der Leute abwarten. Aber keiner hat was gemerkt."